Dienstag, 19. Januar 2016

Kiwi-Farm oder fränkisches Ein-Öd?!

Hallo Welt !

Lang nichts von dir gehört.. und du auch nicht von mir.. komm ich erzähl dir meine Gedanken, mir ist heute so danach! 

Gerade jetzt, wo ich mit dem WG-Bewohner ;-) fest zusammen gezogen bin, frage ich mich, ob ich mich rechtfertigen muss, mit 27 angekommen zu sein. Ich fühle mich schlecht, weil ich "nichts im Leben erlebt habe".  Jeden Tag lese ich in der Zeitung, auf Facebook oder Instagram von Menschen, die in die Fremde ziehen. Nur mit Hoffnung, fünf Geld und einer Tasche voll Kleidung. Aber muss man das heutzutage um als vollwertiger "Erwachsener" anerkannt zu werden?

Viele meiner Freunde leben im Ausland. Sie machen work&travel, sie traveln nur oder sie workn. Muss ich das auch machen? Verpasse ich sonst was? Muss ich mich komisch fühlen, nie woanders als in meiner Heimatstadt gewohnt zu haben? Muss ich 30 Wochen durch Thailand reisen oder Kiwis pflücken um mich selbst zu finden und anzukommen?

 Ich bewundere jeden, der den Schritt ins Ausland wagt, sei es Amerika so wie eine alte bekannte vom Gymnasium. Ich sehe ihre Bilder auf Facebook voll Parties und Freude und Sonne in Florida. Oder Aimy, eine gute Freundin, die komplett dort hin ausgewandert ist und die Liebe ihres Lebens gefunden hat. Oder England. Ein befreundeter Koch ist gerade erst von dort zurück gekommen. Zuvor war er in der Schweiz, in Asien und Australien. Mein guter Freund Lars lebt seit Jahren in der Schweiz und kommt nur im Urlaub "nach Hause" in die fränkische Idylle.

Muss ich mich jetzt komisch fühlen? Ich möchte alle diese Orte auch sehen, erleben, festhalten. Aber dort wohnen? Nein, ich glaube nicht. Ich mag es, in unsere neue Wohnung zu kommen, der vertraute Geruch nach Wäsche, die gerade trocknet, nach Essen vom Vorabend und nach Geborgenheit.  Ich war drei Wochen auf Schüleraustausch in Amerika, 2006. Und ich hab geweint, als ich am Bahnsteig meine Eltern gesehen habe. Drei Wochen ohne wirklich miteinander reden zu können (kein Skype, Whatsapp usw!) nur per Email mal ausgetauscht, die fremde Kultur, das Wetter, keine Freunde. Auch wenn es nur drei Wochen waren, es war eben nicht Urlaub, sondern wohnen in einem fremden Land.

Ich mag es nachhause zu kommen. Jeder kleine Nippes der in der Wohnung steht, die Bilder, die Erinnerungen. In ein fremdes Land müsste ich all das mitnehmen. Ich mag es, dass meine Mama / Familie nur 5 km von mir entfernt wohnt und den Luxus sie jederzeit ohne Zeitverschiebung anrufen zu können. Und dass meine beste Freundin nur die Straße rauf wohnt. Vielleicht gehen unsere Kinder irgendwann in den selben Kindergarten. Das wär doch wunderschön oder?

Ich bin froh, einen Partner gefunden zu haben, mit dem ich mir die Zukunft vorstellen kann. Ein Haus mit Hund und Garten und irgendwann vielleicht auch mal Kindern. Und keine Kiwifarm in Australien und eine schwarze Witwe in meinem Schuh ;)

Manche finden das vielleicht komisch, verstehen nicht, dass ich nicht den Drang habe, aus der Kleinstadt wegzugehen. Vielleicht versteht ihr es aber auch nur nicht, weil ihr keinen Grund habt hier zu bleiben. <3 font="" nbsp="">


Eure Nanni